Mein perönlicher Rückblick auf die Pandemie

 

Für mich waren die letzten beiden Jahre persönlich und beruflich von einer Vielzahl von Veränderungen gekennzeichnet. Mehrere Umzüge, eine neue Praxis, einen neuen beruflichen Schwerpunkt... und natürlich der Pandemie-Wahnsinn, der uns alle geprägt hat. Als im März 2020 alles stillstand vielen kurzzeitig auch für mich viele Termine aus- dann aber wurde ich von Anfragen regelrecht überschwemmt…

 

Viele Schwangere und Wöchnerinnen wandten sich an mich, da teilweise Arztpraxen und Sprengeldienste geschlossen hatten. Um die Sicherheit zu gewährleisten bot ich zeitweise meine Visiten nur mehr als Hausbesuch an. Als kurzzeitig die Väter nicht mehr zur Geburt in die Kreissäle durften war die Verzweiflung groß- bei Müttern wie Vätern. Wir haben versucht zusammen Strategien zu entwickeln, um trotzdem während der Geburt im Vertrauen zu bleiben und für die Väter- wie sie diese Zeit gut überbrücken können. Meine Kolleginnen in den Krankenhäusern erzählten mir davon, wie die Arbeit ihnen psychisch wie physisch alles abverlangte.


Viele Paare entschieden sich nach der Geburt im Krankenhaus für eine sog. "ambulante Geburt", d.h. sie kehrten einige Stunden nach der Geburt bereits nach Hause zurück, um mit dem Papa und auch mit den größeren Kindern zusammen sein zu können. Ich betreute viele von ihnen im frühen Wochenbett, und erlebt auch den "Segen" dieser Pandemie: selten habe ich so viel Ruhe und Frieden in den "Wochenbettstuben" erlebt, Väter die erzählten, endlich hätten sie Zeit bei ihrem Kind und der Partnerin zu bleiben... und auch wenn die Geburtenzahl erwartungsgemäß gesunken ist- für manch ein Paar brachten die Lockdowns die Zeit und Intimität, sodass sich ein langersehntes Kind ankündigte.


In dieser Zeit gab es auch unglaublich viele Anfragen für Hausgeburten - nicht alle konnten meine Kolleginnen und ich annehmen. Manchmal ließ es der Verlauf der Schwangerschaft nicht zu, oft spiegelte der Wunsch der Paare die Sorge und Ungewissheit wider, welche die sanitäre Notlage in den Krankenhäusern mit sich brachte. Meist konnten wir mit diesen Paaren im Gespräch dennoch eine gute Lösung finden, so dass sie vertrauensvoll und sicher im Krankenhaus gebären konnten.
Manchen Paaren mussten wir auch absagen, weil unsere Kapazität schlichtweg nicht reichte. In keinem anderen Jahr habe ich so viele Hausgeburten betreut wie 2020. In dieser surrealen Zeit, als draußen alles stillstand- ereignete sich in den Schlafzimmern, Badezimmern und Küchen das Wunder des Lebens.